29.03.2023 - 5.3 Tourismuskonzeption der Stadt Plau am See
Grunddaten
- TOP:
- Ö 5.3
- Gremium:
- Stadtvertretung Plau am See
- Datum:
- Mi., 29.03.2023
- Status:
- gemischt (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 19:00
- Anlass:
- Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage
- Federführend:
- Bürgermeister
- Bearbeiter:
- Martina Höppner
- Beschluss:
- geändert beschlossen
Wortprotokoll
Die am 28.09.2005 beschlossene Tourismuskonzeption der Stadt Plau am See wurde zuletzt 2012/2013 ergänzt. Daher war diese fortzuschreiben und zu aktualisieren.
Von Herrn Dr. Schlaak wurden folgende Ergänzungen/Änderungen zur Fortschreibung der Tourismuskonzeption vorgeschlagen.
Punkt 4.1.3., S. 12 Als letzter Satz des 3. Absatzes sollte stehen: „Ihr Ausbau in fußläufiger Entfernung zu Badestellen am Plauer See ist mit entsprechenden Infrastruktur, Ausstattung und öffentlicher Mobilitätsanbindung zur Innenstadt vorzusehen.“
Punkt 4.4., S. 19 dritter Absatz, 1. Satz „Neben der erforderlichen technischen Infrastruktur für kulturelle Veranstaltungen muss ein funktionsfähiges Veranstaltungsmanagement implementiert werden, das unter Federführung der Tourist Info GmbH gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung arbeitet.“
S. 20 - Neuer Absatz zwischen dem 3. Und 4. Absatz
„Der Ausschuss für gesellschaftliche Angelegenheiten sollte zeitnah mit dem Vorstand des Heimatvereins und der Leitung des Burgmuseums beraten, wie perspektivisch die Arbeitsfähigkeit beider Gremien auch durch Nachwuchsgewinnung gesichert werden könnte.“
Herr Tast bittet Herrn Dr. Schlaak um die Ausführungen.
Anhand einer Präsentation stellt Herr Dr. Schlaak die Fortschreibung der Tourismuskonzeption der Stadt Plau am See (s. Anlage 1) vor.
Herr Dr. Schlaak bittet, die Präsentation anzuzeigen und erklärt:
„Im Februar 1998 erhielt die Stadt Plau am See den Titel „Staatlich anerkannter Luftkurort“ und gehört somit zu den 58 Kur- und Erholungsorten von M-V, auf die höchstwahrscheinlich 3/4 der Übernachtungen des Landes entfallen. Plau am See zeichnet sich durch den Luftgütegrad aus. Immissionswerte liegen unterhalb der Mindestrichtwerte. Rund 40 % des Stadtgebietes entfallen auf Wasserflächen und 15 % auf Wald- und Grünflächen.“
„Plau am See kann im Jahre 2020 auf 175 Jahre Entwicklung von Kur-, Erholungswesen und Tourismus zurückblicken. Der Grundstein dazu wurde 1845 mit einem kleinen Kurhaus im heutigen Bad Stuer gelegt. Von den Kurhäusern Silbermühle (1872), Seelust (1899), Waldheim (1901) über Ferienhäuser (ab 1900), Betriebsferienobjekte und Campingplätze (ab 1950) entwickelte sich die Stadt zu einem Urlauberzentrum, in dem die Zahl der Feriengäste alljährlich zu einem Mehrfachen der Einwohner anwuchs. Im Zeitraum von 2009 bis 2019 wuchs die Zahl der Übernachtungen von 417.500 auf 494.000, oder auf 118 %. Dabei entfiel auf die gewerblichen Vermieter (1.552 Übernachtungsmöglichkeiten) eine Steigerung um 10 % und auf die privaten Vermieter um 40 %. Letzteres ist auf die erhebliche Zunahme von Ferienwohnungen um rund 50 % zurückzuführen. Im betrachteten Zeitraum war die durchschnittliche Bettenauslastung mit 43 % relativ konstant. Das zeigt die nach wie vor sehr starke Ausrichtung des Tourismus auf die Sommersaison.
Zwei weitere Aspekte seien noch genannt. Das Durchschnittsalter der Gäste erhöhte sich stetig von 50,3 auf 55 Jahre, was den Tendenzen der demografischen Entwicklung entspricht. Auch die Herkunft der Gäste (nach Kurkartenabrechnung) hat eine gewisse Wandlung erfahren. Kamen 2009 rund zwei Drittel aller Gäste aus den alten Bundesländern, so waren es 2019 nicht einmal die Hälfte. 50 % der Gäste entfielen neben dem Heimatland M-V auf die Bundesländer, die unmittelbar an unseres angrenzen. Hinzuzufügen ist, das die gewerblichen Vermieter einen größeren Einbruch hinnehmen mussten, als die privaten Vermieter für Ferienwohnungen, aufgrund der Corona-Pandemie.
Zum Ausbau der touristischen Infrastruktur:
2009 wurde der neue Busparkplatz am Ferienpark „An der Metow“ eröffnet. Alte Plauer werden sich noch daran erinnern, dass diese Fläche im Frühjahr nur mit Gummistiefeln zu betreten war. Drei Monate vor der Eröffnung des Busparkplatzes wurde die neue Uferpromenade an der Metow III mit einem großen Fest eingeweiht.
„Am 15. Mai 2012 verabschiedete die Stadtvertretung von Plau am See die Fortschreibung der 2005 aufgestellten Tourismuskonzeption. Sie beinhaltet zwei dringend notwendige Vorhaben der weiteren Entwicklung der touristischen Infrastruktur.
1. der Ausbau und die Entwicklung des Burggeländes zum touristischen und kulturellen Zentrum der Stadt und
2. die Schaffung des touristischen Großparkplatzes auf dem Gelände der ehemaligen Wäscherei an der Quetziner Straße.“
Damit ist es gelungen, den motorisierten Verkehr aus der Innenstadt weitestgehend herauszuhalten.
Strategische Felder der zukünftigen Tourismusentwicklung
sind „Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Internationalisierung. Um diese positive Entwicklung in den Regionen und Destinationen voll entfalten zu können, werden Netzwerke und Kooperationen innerhalb der Tourismuswirtschaft und darüber hinaus zu einem Schlüsselfaktor.
Der generelle Trend zur individuellen Urlaubsgestaltung findet seinen Ausdruck in der hohen Nachfrage nach Unterkünften in Ferienwohnungen mit Serviceangeboten (Bereitstellung von Fahrrädern, Booten u. a.), Caravan- und Reisemobiltourismus sowie der Zunahme des Charterbootstourismus.“
Für den Plauer Tourismus sollte „zukünftig der Fokus verstärkt auf Touristen und Reisende gerichtet werden, die gesundheitsbewusst, sportlich aktiv sind und vielfältige Naturerlebnisse mitnehmen wollen. Diese Zielgruppe, die Wanderer, Fahrradfahrer und Wassersportler einschließt, gibt es in allen Altersgruppen.“ Eine Besonderheit mit hohem touristischen Potential stellt der Lehrpfad im Heilwald „Quetziner Tannen“ da. In Absprache mit der KMG Klinik Silbermühle im Ortsteil Appelburg sollte eine weitere Einrichtung eines Heilwaldes geprüft werden, da dort die Gegebenheiten eine ganz andere Struktur haben als in Quetzin.
Arbeitsschwerpunkte in Umsetzung der strategischen Richtungen der Tourismusentwicklung in Plau am See sind innovative tourismusbezogene Mobilitätsangebote nur punktuell vorhanden; dies gilt für die An- und Abreise inklusive der „letzten Meile“ ebenso wie für die Mobilität vor Ort.
„Der integrierte Landesverkehrsplan (ILVP M-V) formuliert für die Tourismusmobilität das Ziel: „Möglichst viele Touristen sollen ohne PKW anreisen oder ihr Auto zumindest vor Ort stehen lassen“. Somit soll eine Verkehrsverlagerung vom Individualverkehr hin zu nachhaltigeren Mobilitätsformen erreicht werden.
Hauptproblem der Stadt Plau am See ist die Anbindung an das Fernbahnnetz. Ziel muss es sein, den derzeitigen Südbahn-Saisonverkehr so weiter zu entwickeln und auszubauen, dass die Nutzerfrequenz stetig steigt und er bereits ab 2024 wieder die Qualität eines regulären, täglichen Schienen-Personennahverkehrs erreicht. Dazu muss der Verkehr auf der Relation Parchim-Karow-Malchow-Waren wieder durchgängig bedient werden und auch die „Nord-Süd-Verbindung“ Pritzwalk-Meyenburg-Plau am See-Krakow am See-Güstrow wieder aufgenommen werden. Ziel muss sein, fahrplanmäßige Verbindungen mit einer Taktung von 60 bis 120 Minuten in und aus Richtung Berlin, Hamburg und Rostock zu erreichen.“
ÖPNV vor Ort
ist der gut ausgebaute Umsteigepunkt von der Bahn auf den ÖPNV am Plauer Bahnhof. „Für Touristen ist der Rufbus keine Lösung, um vom Bahnhof zu ihren Ferienunterkünften zu gelangen. Mittelfristig ist die Einrichtung eines Shuttlebusses in Kooperation der Stadt mit der Verkehrsgesellschaft Ludwigslust-Parchim eine denkbare Option, der diesen Personentransport von und zum Bahnhof übernimmt. Der innerstädtische Verkehr könnte zwischen den nicht durch reguläre Buslinien bedienten Wohngebieten und den Ortsteilen verkehren. Ein solcher, möglichst mit alternativen Energien elektrisch betriebener Kleinbus könnte auch für mobilitätseingeschränkte Gäste die Möglichkeit von Stadtrundfahrten mit entsprechenden Informationen über bedeutende Gebäude sowie die Stadtgeschichte anbieten.“
Touristisches Mobilitätsangebot
ist auch möglich durch die Mitgliedschaft der Stadt Plau am See im Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte. „Dort steht u.a. die Förderung einer nachhaltigen und vernetzten Tourismusmobilität (Modellregion SEENPLATTE rundum) im Fokus. Die Weiterentwicklung des Erfolgskonzeptes MÜRITZ rundum“ zum Destinationsnetz „SEENPLATTE rundum“ wird die zukünftige Mobilität der Gäste entscheidend weiter verbessern. Dieses Mobilitätsangebot bietet die einmalige Möglichkeit, die Gäste von Plau am See einschließlich der Ortsteile Karow und Leisten an die anderen Tourismusregionen anzubinden.
Ein gut frequentiertes Angebot ist bisher der Rundbus Plauer See mit der Möglichkeit seiner kostenlosen Nutzung für Kurkarteninhaber. Der Betrieb eines zeitversetzt gegenläufig verkehrendes zweiten Busses ist anzustreben. Dadurch lässt sich die Aufenthaltsdauer an verschiedenen Stationen (Karower Meiler, Müritz Bärenwald) individueller gestalten.
Stärker in die Vernetzung touristischer Mobilitätsangebote ist der Wangeliner Garten mit seinen vielfältigen kulturellen und kulinarischen Angeboten einzubinden sowie das Lehmmuseum in Gnevsdorf.
Plau am See offeriert weder in der Werbung noch vor Ort Angebote an mehrtätig nutzbaren Stellplätzen für Reisemobile.
Man sollte in Plau am See ein oder mehrere Areale für Stellplätze außerhalb der vorhandenen Campingplätzen für Caravane und Wohnmobile vorsehen bzw. bestimmte Flächen dafür vorhalten, um die wachsende Nachfrage zu bedienen. Der Ausbau ist mit entsprechender Infrastruktur, Ausstattung und Mobilitätsanbindung vorzusehen.“
Rad- und Wanderwegenetz
ist Schwerpunkt für die Vervollständigung bzw. der qualitative Ausbau des landkreisübergreifenden Radwegenetzes zum Kreis Mecklenburgische Seenplatte nördlich und südlich des Plauer Sees und deren angemessenen Präsentation. Der Müritzkreis ist in dieser Hinsicht vorbildlich.
Maritimer Tourismus
sind als Stadt gut aufgestellt; vor 10/15 Jahren sind die Gäste allerdings durch Plau durchgefahren unter dem Motto „Da ist nichts los, da findet man keinen Liegeplatz“.
„Die Stadt Plau am See verfügt heute im unmittelbaren Stadtgebiet mit dem Elde-Hafen an der Metow, den dort auch vorhandenen Schiffsanlegern für die Fahrgastschifffahrt, dem Wasserwanderrastplatz beim Plauer Wassersportverein sowie den Gastliegeplätzen an der Strandstraße über eine gut entwickelte Infrastruktur. Plau am See beim maritimen Tourismus einen vorderen Platz an der Müritz-Elde-Wasserstraße und der Mecklenburgischen Seenplatte erreicht. Um diesen zu erhalten, wird dringend eine Erweiterung der Liegeplatzmöglichkeiten erforderlich.“
Infrastruktur für den Sommer-/Badetourismus:
Strandbad Seestraße (Badeanstalt)
„Das Gebäude des Strandbades wurde zwar durch den jetzigen Betreiber baulich aufgewertet, aber es entspricht nicht ansatzweise den heutigen Anforderungen an ein modernes Strandbad. Es fehlen z. B. Umkleidekabinen, Spinde, Duschen. Es ist auch kein Aushängeschild für Bürger und Gäste. Eine Barrierefreiheit ist nicht gegeben, nicht einmal ein behindertengerechtes WC. Da in den nächsten Jahren mit größeren Unterhaltungsmaßnahmen im und am Gebäude gerechnet werden muss (Leitungen, Klärgrube, Dach usw.) sollte über einen Neubau entschieden werden. Dazu sind bauliche Investitionen unumgänglich. Außerdem sollte die Badestelle einschließlich Gebäude und Bademöglichkeit (Seezugang) barrierefrei hergestellt werden.“
Qualität kultureller Angebote:
„Die Kleinstadt Plau am See hat mittlerweile eine beachtlich kulturelle Vielfalt zu bieten. Um diese Initiativen zu verstetigen, ist mit Hochdruck an der Vervollkommnung der erforderlichen Infrastruktur zu arbeiten. Das betrifft vor allem die bedarfsgerechte Fertigstellung des Burghofes sowie zunächst die Absicherung der Bespielbarkeit des Plauer Kinos für Theateraufführungen. Darüber hinaus sollte ein Projekt entwickelt und schrittweise umgesetzt werden, das Kino als multivalent einsetzbaren Kulturstandort zu etablieren – sozusagen eine „Mini-Stadthalle“).“
Organisation und Finanzierung des Tourismus:
„Die Tourist-Info GmbH ist ein unverzichtbarer Baustein der Tourismusorganisation und des –marketings. Ihre Struktur und ihr Funktionieren unter der Trägerschaft des Verkehrsvereins müssen auch perspektivisch finanziell sichergestellt werden.
Die Landestourismuskonzeption sieht für die bessere Finanzausstattung des Tourismus eine Novellierung des Kurortgesetzes sowie eine bedarfsgerechte Anpassung der Kommunalabgabenordnung vor.
Unsere Aufgabe als Stadt ist die jährliche Überprüfung und Anpassung der Kurabgabe und anderen Gebühren (z. B. Hafenliegegebühren und Parkgebühren) im Vergleich zu umliegenden, vergleichbaren Orten. Auch der Gedanke eines zweckgebundenen Aufschlages auf die Kurabgabe für die Bildung eines Mobilitätsfonds sollte weiterhin diskutiert werden. Ansonsten ist darauf zu achten, die Entscheidungen der Landesregierung umzusetzen.“
Touristischer Arbeitsmarkt:
„Die Gewinnung und Bindung von Arbeitskräften vor Ort hängt in erster Linie von den Arbeitsbedingungen (vor allem Arbeitszeitregimen) und den Entlohnungsbedingungen der Tourismusunternehmen ab. Die Landestourismuskonzeption orientiert darauf, die für andere Wirtschaftsbereiche auf Bundesebene gefallene Entscheidung, die 70-Tage-Regelung für eine sozialversicherungsfreie, kurzfristige Beschäftigung dauerhaft einzuführen auch für den Tourismus gültig zu machen. Darüber hinaus sollte künftig eine allgemein gültige Definition des „Saisonbetriebes“ gefunden werden, unter der eine Ganzjahresbeschäftigung im Tourismussektor ermöglicht würde.“
Aufbau einer Tourismusakademie:
„Ein gewichtiger Schritt zur Qualifizierung und perspektivischen Sicherung des Arbeitskräftepotentials durch die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften wäre der Aufbau einer Tourismusakademie in Gestalt einer Fachhochschule, wofür sich die Landesregierung ausgesprochen hat. Dafür bewirbt sich Plau am See als Standort. Plau am See verfügt über verschiedenartige touristische Unternehmen für eine wirksame Verbindung von theoretischer und berufspraktischer Ausbildung. Darüber hinaus ist die zentrale Lage der Stadt in Mecklenburg-Vorpommern vorteilhaft, ist sie doch aus allen Himmelsrichtungen über Bundesstraßen und zukünftig hoffentlich auch wieder als Eisenbahnknotenpunkt zu erreichen.“
Herr Dr. Schlaak bedankt sich für die Aufmerksamkeit.
Herr Weisbrich:
Diese Konzeption ist inhaltlich sehr umfangreich. Der Tourismus ist in Plau am See ein wichtiger Bestandteil als Wirtschaftszweig. Die Tourismuskonzeption wurde, wie bereits gesagt, im Jahr 2005 beschlossen und zuletzt 2012/2013 ergänzt. Jetzt waren das 2 Jahre Arbeit, um diese Konzeption fortzuschreiben und fertigzustellen.
Herr Weisbrich bedankt sich für die Mitarbeit bei den Ausschussmitgliedern, für die Unterstützung bei Frau Höppner aus der Verwaltung und besonders bei Herrn Dr. Schlaak für die mühselige Zusammenstellung und bittet die Stadtvertretung diese Konzeption zu beschließen.
Herr Tast bittet um Abstimmung über die Tourismuskonzeption.
Anlagen zur Vorlage
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